Georgien #1, Kutaisi, lost places

Vor Jahren konnten wir bedenkenlos Flüge nach Syrien oder in die Ukraine buchen. Heute ist die Welt kleiner geworden. Wir haben uns entschieden, Länder zu bereisen, die wir noch nicht kennen und wo es keinen Krieg gibt. Georgien ist dieses Mal unser Ziel, ohne Fahrrad.

Tag 1 – 12. Oktober
Um 4.30 Uhr klingelte der Wecker. Kaffee kochen, Brötchen sind schon geschmiert. Um 5 Uhr ging es los nach Berlin. Da die Parkplätze am BER reichlich teuer sind, fuhren wir nach Saarmund auf den P+R-Parkplatz. Die restlichen Kilometer legten wir mit der Bahn zurück.

Die Abfertigung am BER lief völlig entspannt, der Flieger war um 8.55 Uhr pünktlich und brachte uns nach Kutaisi. Kutaisi ist die drittgrößte Stadt Georgiens. Wegen der zweistündigen Zeitverschiebung  verließen wir den Flughafen kurz vor 16 Uhr. 400 GEL, Georgische Lari hatten wir nach dem Treffen mit einem Geldautomaten in der Tasche.

Für 20 Euro nahmen wir ein Taxi und ließen uns bis zur Touristinformation ins Stadtzentrum bringen.  Wir liefen einmal quer durch Kutaisi, vorbei am Kolchisbrunnen …

… und direkt in unser Hotel, das Hotel Veneto. Sophia zeigte uns das Zimmer und machte uns eine Tasse Kaffee.  Das tat gut. 10 Minuten später wussten wir, wo wir hier typisch georgisch zu Abend essen können, wo der Busbahnhof ist und dass bei Sophia zu Hause selbst Cognac hergestellt wird, den wir natürlich direkt probieren sollten. 

Dann ging es wieder los in Richtung Restaurant Magnolia an der Roten Brücke.  Die Rote Brücke war die erste eiserne Brücke im Transkaukasien und wurde im selben Werk wie der Eiffelturm hergestellt. Bier aus Tbilisi, selbstgemachte Limonade und zwei Sorten Khatchapuri standen auf dem Speiseplan. Lecker.


Auf dem Rückweg zum Hotel begann es zu regnen, wir unterhielten uns noch kurz mit ein paar polnischen Gästen und schliefen dann zufrieden ein.

2.Tag – 13.Oktober
Wir dachten, Frühstück um 9 Uhr ist ziemlich spät, aber dann haben wir doch ganz schön lange geschlafen. Frisch geduscht erwartete uns ein gutes Frühstück mit Weißbrot, Kuchen,  imeretischem Käse und Lobiani, einem  traditionellen georgischen Gericht aus mit Bohnen gefülltem Brot. Draußen regnet es tüchtig….. Was macht man nun an einem kompletten Regentag? Regenoutfit an und hinein ins Getümmel.

Erstmal wollten wir in die Markthatte, den Green Bazaar. Direkt vor dem Eingang sahen wir das  Terrakottarelief „Kolkheti“ , das auf 217 m² Szenen aus der kolchischen Mythologie, das Goldene Vlies, Medea und die Argonauten und weitere zeigt.


Nun aber hinein in den Markt. Es riecht nach Gewürzen, Kaffee und frischem Gemüse. Das frische Fleisch sieht auch sehr appetitlich aus, aber wir schauen auf etwas anderes.

Tschurtschchela ist ein georgisches Konfekt, das als Dessert gegessen wird. Es handelt sich um Walnüsse oder Haselnüsse, die in der klassischen Form mit einer Traubensaft-Kuvertüre überzogen sind. Die Nüsse wurden dazu vorher fein säuberlich auf einen Faden aufgereiht.

Davon kaufen wir drei, einmal Karamell und zweimal Granatapfel. Insgesamt macht das 6 Lari, also etwa 2 Euro. Lecker.

So mit Snacks versorgt fahren wir eine Station mit dem Bus bis hoch zur Bagrati-Kathedrale.

Leider regnet es immer noch. Beim Spaziergang in die Stadt, sahen wir zufällig die Marschrutka Nummer 30, von der wir wussten, dass sie nach Tskaltubo fährt, wo sich die alten Sanatorien aus der Sowjetzeit befinden. Zwanzig von ihnen kann man als lost places besichtigen.

Also 2 Lari pro Person gezückt und los. Da es hier Thermalquellen mit leicht radioaktivem Wasser gibt, wurde hier das größte Sanatorium für Rheumaerkrankungen der Sowjetunion erbaut. 

Viele Hunde sind unsere ständigen Begleiter. Alle sind gechipt, sehr zutraulich, warten auf kleine Snacks und reagieren sehr auf schnelle Bewegungen. Sie haben bestimmt schon viele Steinwürfe und Fußtritte erlebt.

Nun verfällt alles. Die Anlage wird stückweise verkauft und hoffentlich wieder so schön saniert wie dieses Badhaus, das Badehaus Nr.6.

Der Weg zurück nach Kutaisi ist einfach. Hand raushalten, wenn die nächste Marschrutka kommt, einsteigen,  2 Lari bezahlen und schon ist man am Busbahnhof. Hier fährt morgen unsere Marschrutka nach Mestia. Für 40 Lari pro Person kaufen wir schonmal Tickets nach Oberswanetien zu den mitteralterlichen Wehrtürmen.

Bitte bleibt neugierig.

vorwärts nach Mestia und Uschguli

Der Bismarckturm Viersen und ein Lost Place, Fliegerhorst Venlo

Es ist wieder einmal an der Zeit, ein weiteres Kapitel unserer „unendlichen Rundfahrt“ (Idee Guter Bubi) aufzuschlagen. Dabei besuchen wir Bismarcktürme mit dem Fahrrad. In diesem Kapitel zeigen wir euch unseren 36. Bismarckturm.

Der Bismarckturm Viersen befindet sich auf dem höchsten Punkt im Waldgebiet „Hoher Busch“ im Westen von Viersen. Er ist nach „Aachen“ der am weitesten im Westen liegende Bismarckturm.

Unweit des Bismarckturms, östlich von Venlo und westlich der B 122 fanden wir Hangerreste des ehemaligen Fliegerhosts Venlo.

Bis zu 100 Flugzeuge waren während des Zweiten Weltkrieges auf dem Venloer Fliegerhorst stationiert, darunter waren auch die Me 163, die ersten Düsenflieger mit Strahlantrieb.

Wie weit ist der nächste Bismarckturm von eurem zu Hause entfernt?

Bitte bleibt neugierig.

zu noch viel mehr Bismarcktürmen

Rennrodelbahn am Spießberg #lostplace

Auf unserem Familienwochenende in Finsterbergen, einem Ortsteil von Friedrichroda, in Thüringen haben wir nach der verlassenen Bobbahn am Fichtelberg eine weitere Lostplace Bobbahn entdeckt.

Auf einer Höhe von 748 Metern beginnt die Spießbergbahn direkt gegenüber dem Spießberghaus, einem ehemaligen Forsthaus am Rennsteig.

Die Spießbergbahn ist eine Natureisbahn und ist eine der ältesten deutschen Bob- und Rennschlittenbahnen. Im Winter von 1901 zu 1902 fand genau auf dieser Strecke, dem Roten Weg vom Spießberghaus hinunter nach Friedrichroda, vermutlich das erste Bobrennen in Deutschland überhaupt statt.

1983 wurde die Bob- und Rodelbahn im unteren Teil modernisiert. Die oberen 1000 Meter sind aber ein Lost Place.

Ab dem ehemaligen Damenstart ist die Bahn moderner, man hat sogar Flutlich installiert.

Definitiv ist diese Bahn eine kleine Wanderung wert. Man kann sich gut vorstellen, wie die Kinder und Jugendlichen hier zu ihren Spartakiaden Rennen gefahren sind.

Einen kleines Video zur alten Bobbahn gibt es hier.

Bitte bleibt neugierig.

zur vergessenen Bobbahn am Fichtelberg

Jersey … von innen größer als von außen

Vor Ostern sind wir um Jersey gewandert. In fünf Tagesetappen haben wir auf dem Costal Footpath …

… die Insel umrundet.

Jersey ist eine Insel im Ärmelkanal. Die Kanalinsel liegt 25 Kilometer von der französischen Küste entfernt. Mit 8 Kilometern Nord-Süd- und 14,5 Kilometern Ost-West-Ausdehnung ist Jersey die größte der Kanalinseln.

Lighthouse la Corbiere

Jersey gehört nicht zu Großbritannien, ist aber ein Kronbesitz von Großbritannien.

Im 2. Weltkrieg war Jersey für die Briten nicht zu verteidigen. So kam Jersey für fünf lange Jahre unter deutsche Kontrolle. Erst am 9. Mai 1945 kapitulierten die Besatzer auf der Insel.

Die Deutschen hinterließen einen gigantischen Bunker- und Verteidigungswall. Die Spuren haben wir uns angeschaut.

Es gibt noch so viel mehr zu sehen.

Bitte bleibt neugierig.

Jersey ist wie die Tardis, von innen größer als von außen.

OSTAMT – Schildersonntag #46

Wir haben das Ostamt gefunden!

Gibt es auch ein Westamt, Südamt oder Nordamt? Falls ihr eins seht, gebt bitte Bescheid.

Wir wünschen einen sonnigen Sonntag. Bitte bleibt neugierig.

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From Tirana with love

Es ist Februar. Wir haben 12 Grad Celsius. Es ist windstill und wir klettern gerade auf die Spitze der Pyramide von Tirana.

Diese monumentale Pyramide wurde 1988 als Museum für Enver Hoxha, den kommunistischen Führer Albaniens, erbaut. Inzwischen ist sie ein „lost place“.

„Guck, da ist eine große Moschee.“


„Hey, wie heißt ihr? Wo kommt ihr her? Dürfen wir ein Interview mit euch machen?“

Da wir höflich sind, schicken wir Susanne zum Interview. Schwupps ist sie verkabelt und sitzt mit Angie, der jungen Redakteurin vom albanischen „Top Channel“ auf Hoxhas Pyramide.


Natürlich wollen wir auch mal in die Pyramide hinein schauen. Eine offene Tür ist schnell gefunden. Ein Albaner fühlt sich durch uns gestört. Bevor die Diskussion hitzig wird, wird ein Gitter zur Seite geschoben und eine junge Frau kommt dazu. Sie scheint eine Projektleiterin zu sein. Sieverzählt uns, dass in wenigen Monaten die Sanierung der Pyramide beginnen soll. Die Pyramide soll das größte regionale Zentrum für Jugend, Technologie und Innovation, eine Art moderner „workingspace“, werden. Ob das klappt?

Bitte bleibt neugierig.

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Die verlassene Gipsfabrik

Wir sind im Südharz unterwegs. Die Landschaft ist lieblich. und es gibt ganz viel Kalkstein. Was macht denn das alte Zahnrad im Wald.

Ach so, es gehört zu einer verlassenen Gipsfabrik.

In Steinbrüchen wurde hier früher „Gipsstein“ abgebaut und dann mit Brech- und Mahlwerkzeugen ganz fein zerkleinert. In Öfen wurde das Pulver dann gebrannt.

In diesem Brennprozess wird das im Gipsstein enthaltende Wasser abgeschieden und man erhält weißes Gipspulver.

Heute ist diese Art der Gipsgewinnung kaum noch gebräuchlich. Wir erhalten Gips zum Beispiel als Nebenprodukt bei der Rauchgasentschwefelung (REA-Gips). So kam es auch, dass diese Gipsfabrik seit mehr als 20 Jahren verlassen im Wald steht.

Wir radeln durch die Karstlandschaft weiter. Wir kommen in einen „Schafstau“ und entdecken an der Landkreisgrenze ein neues Kreisgrenzschild.  #landkreischallenge4ever

Was für ein schöner Tag! Schaut ihr euch auch verlassenen Orte wie diese Gipsfabrik an?

Bitte bleibt neugierig.

9.11. – Mauerfall 29 Jahre später

Mauerfall. Friedliche Revolution. Ein Meilenstein unserer Geschichte. Wir sind dankbar, dass ein so bedeutender Wandel ohne Einsatz von Militär stattfand.

An der konsequenten Grenzsicherung war der Ernst der politischen Lage ablesbar. Hin und wieder sehen wir Reste. Natürlich machen wir Fotos.

Es gab an der innerdeutschen Grenze Beobachtungstürme. In der DDR waren die Kurzbezeichnungen ganz oft von den Anfangsbuchstaben der Objekte abgeleitet. Für Beobachtungsturm wurde also BT verwendet. War der Turm dann noch 11 Meter hoch, so hieß er BT11. Foto? Gerne.

Im Inneren waren mehrere versetzte Plattformen eingezogen, die die Grenzsoldaten per Leiter erreichten.

Vor zwei Wochen stießen wir, versteckt hinter vielen Brombeerdornen, auf einen alten BT9.

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Neben den einfachen Beobachtungstürmen gab es die Führungsstellen. Sie hatten eine Grundfläche von ca. 4×4 Metern.

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Von den ca. 10 Meter hohen Führungsstellen wurden die Posten und die elektronischen Sicherungsanlagen eines Grenzabschnittes beaufsichtigt. Grenztürme, die mitten in Deutschland standen, sind nur noch „lost places“. Gut so!

Bitte bleibt neugierig.

zum Beitrag Mauerfall 28 Jahre später

Am Ende ist Rost!

Uns gefällt besonders die materialsparende Hinterradaufängung. Es gilt, am Ende ist Rost (wie auch schon hier).

Bitte bleibt neugierig.

eine alte Brauerei

Da steht er, der Sudturm unserer alten Brauerei.

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Am Eingang sieht man, wie weit sich die Natur eine Treppe zurück holt.

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Rechts und links der Treppe stehen Säulen auf denen man noch eine gemauerte Gerstenähre und Hopfen erkennt.

Die riesigen Sudbehälter, die zwei Etagen hoch waren, sind verschwunden, aber man kann sie sich gut vorstellen.

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Schaut man sich um, ist man umgeben vom morbiden Charakter eines LP.

Mal sehen, wann dieser Platz in „Loftwohnungen“ umgewandelt oder ganz verschwinden wird. Ich sage dann mal Prost auf die alte Brauerei und regionale Biere.

Bitte bleibt neugierig.