Shininghotel und Zuckerrohr

Am Ende der 7 Kilometer Sackgasse in Baños del Elguea in Kuba, im absoluten Nirgendwo bogen wir um die letzte Ecke und sahen einen riesigen Parkplatz mit genau einem Auto und ein gut aussehendes Hotelportal.

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Ein Türsteher begrüßte uns. An der Rezeption nickte man uns freundlich zu. Ja, man hätte noch ein Zimmer frei. Es war nicht nur ein Zimmer frei, es waren Hunderte. Das ganze Hotel war mit unendlich viel Personal ausgestattet und komplett in Betrieb. Die Bar, das Restaurant, der Pool und natürlich auch Tennis, Sauna und Massagen waren möglich. Irgendwann fanden wir heraus, dass das Auto einem Tschechen gehörte. Das Hotel hatte also genau drei Gäste.

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Wir wandelten durch die leeren Zimmerfluchten und fragten uns, wie das alles funktionieren kann. Der Tscheche verzichtete auf das Abendbrot, so dass wir die Kellner und die Küche alleine beschäftigten. Nachts wurde gegen 22 Uhr das Wasser abgestellt. Das war prima, denn so waren die tropfenden Wasserhähne kein Problem mehr. Alles hier machte den Eindruck eines Lost Places mit Lost Staff. Wir hätten uns nicht gewundert, wenn Jack Nicolson aus Shining mit seiner Axt an die Tür klopfen würde.

So ist Kuba. Man hat hier bestimmt 100 Leute beschäftigt. Es kommen zwar keine Gäste, aber das Personal wartet halt. Einer von ihnen kannte einen, der eine Zange hatte und so konnten wir auch unsere lockere Speiche festziehen. Probleme lösen sich. Super.

Am nächsten Morgen aßen wir fast alleine Frühstück. Ein paar Bauarbeiter kamen vor der Arbeit vorbei und nahmen auch ein Frühstück. Dann ging es auf unsere letzte größere Etappe nach Varadero.

Wir erreichten Varadero und waren in einer absoluten Touristenhochburg. Wir blieben zwei Nächte und genossen, wie unser Deichbiber, den Strand

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Kuba ist die Insel des Zuckerrohrs.

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An den Straßen pressen die Kubaner das Zuckerrohr aus, …

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… geben Eis dazu und verkaufen diesen Saft als Jugo de Caña für 1 Peso, die Währung für die Kubaner. Für Radfahrer ideal.

Unser letztes Etappenziel war dann wieder Havanna. Diesmal nahmen wir den Zug, den Hershey- Train.

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Wir glauben, dass dies die einzige elektrifizierte Eisenbahnverbindung in Kuba ist. Ungefähr in der Mitte der schaukelnden Strecke befindet sich Hershey. Hier warten schon die fliegenden Händler und man kauft sich für 10 Peso eine Pizza oder für 2 Peso einen Kuchen.

Ein paar Kilometer weiter war dann Schluss. Es gab Probleme mit der Elektrizität. Alle stiegen aus und man läuft auf den Schienen bis zur nächsten Straße. Unten hilft Martin aus Tschechien Susanne beim Ausladen unserer Räder. Man achte auf die Höhe der Bahnsteigkante :-).

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Das ist Kuba- verrückte Insel. Morgen fliegen wir wieder nach Hause und dann werden wir die vielen Eindrücke verarbeiten. Falls es Hinweise oder Fragen gibt, nur zu (entweder als Kommentar zum Blog oder an info@traumradeln.de

Wenn wir zu Hause sind, werden wir unsere GPX-Tracks (Pssst, Navigationsgeräte sind auf Kuba verboten.) auswerten und dann noch einen letzten Beitrag schreiben. Danke für euer Interesse – Finito und Adios Cuba.

Leere Autobahn und Ches größter Sieg

Das Wichtigste zuerst. Susanne geht es so gut, dass wir nach Santa Clara mit dem Rad fahren konnten.

Unterwegs überquerten wir die Autobahn.

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Während der kubanischen Revolution gegen das Batista-Regime wurde die strategisch wichtige Stadt Santa Clara am 31. Dezember 1958 von einer Guerilla-Einheit unter dem Kommando von Che Guevara eingenommen. Eine kleine Einheit von nur 18 Männern hatte zuvor, am 29. Dezember, mit einem Bulldozer Eisenbahnschienen zerstört und so einen Zug, bestehend aus zwei Lokomotiven und 18 Wagen, zum Entgleisen gebracht.

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Beladen war der Zug mit 408 Männern (Offizielle und Soldaten), Kanonen, Granatwerfern und Gewehren von Batista. Nach eineinhalb Stunden hatten die Revolutionäre gesiegt. Ein grandioser Sieg, der die Batista-Soldaten demoralisierte.
Nach zweijährigem Guerillakampf gegen die zahlenmäßig weit überlegene und von den USA unterstützte Batista- Armee in den Bergen der Sierra Maestra war nun der Weg in die Ebene und damit nach Havanna frei.
Die Einnahme Santa Claras gilt als größte militärische Leistung Che Guevaras.

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Keine 12 Stunden später floh der verhasste Diktator Batista und die Revolution hatte gesiegt.
Als man in den 1990-ern Ches Gebeine in Bolivien fand, baute man ihm in Santa Clara ein Mausoleum und überführte ihn nach Santa Clara.

Heute blühen auf der Plaza Major die Bäume und natürlich hört man überall Musik.

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Wir hatten schon vor mehreren Tagen eine Visitenkarte von einer Unterkunft erhalten. Diese war voll und wie üblich wurde sofort telefoniert. Kurze Zeit später stand ein Mann mit einem modernen Auto vor uns und meinte wir sollten folgen. So fuhren wir einige Straßenzüge hinter dem Auto her und erreichten eine wirklich schöne Casa. Der Hausherr sprach ein perfektes Englisch und schwärmte von seinem Land und der sozialistischen Zukunft. Es gibt sie also doch noch. Übrigens hätten wir beinahe Internet gehabt. Vor ein paar Tagen ging es noch und gerade jetzt hätte er kein WLAN, da er gerade auf das superschnelle Internet umgestellt wird.

Übernachtung: Casa particular: Hostel Familia Sarmiento Lorda #61-1 e/Marti y Boulevard, Santa Clara, Villa Clara, Cuba

Mehr über unsere Kubatour?

Konterrevolution und Weltkulturerbe

Unser Abstecher zur Schweinebucht führte uns die Geschichte vor Augen. Hier versuchte die CIA am 17. April 1961 mit 1.500 schwerbewaffneten Exilkubanern die sozialistische Regierung unter Fidel und Che zu stürzen. Das Unternehmen scheiterte kläglich. Das Gewehr von Che hatten wir schon in Havanna gesehen.

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Es war gut heiß und irgendwann brauchten wir Wasser. In Playa Giron gab es viele Strände und Stände, doch kein Wasser. Immerhin konnten wir die üblichen Militärgeräte bewundern. Wir glauben, dass dies genau das Konzept ist. Hast du Hunger, schaue dir einen Panzer an. Gegen Durst gibt es ein Flugzeug.

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Dann führte uns unser Weg in eine weitere Weltkulturerbestadt, Cienfuegos.

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Hier haben die Kubaner dem Großvater aller Mixer ein Denkmal gesetzt.

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Übernachtung: Casa particular Jorge de la Pena, Calle 39, #1206 e/.12 y 14 Pta Gorda, Cienfuegos, Kuba

Morgen berichten wir vom Schwimmen im Gebirge.

Ein Tag in Havanna #2

Der Verfall der Bausubstanz ist extrem. So sehen normale Straßen in Havanna Centro aus.

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Nur in Havanna Vieja, dem UNESCO Weltkulturerbe, ist die Stadt genial schön. Susanne hatte beim Spaziergang immer ihre Kanone dabei.

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Natürlich gab es an allen Ecken ganz viel zu sehen: uralte Läden,

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(Man beachte auch den Kunden, den man vermutlich nach karibischer Art etwas zu lange warten ließ.) und kleine grüne Oasen

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(Hier reitet Sancho Pansa vor kubanischen Hochhäusern.).

Schließlich benahmen wir uns wie Touristen und mieteten ein rosa 1954-er Mercury Cabrio.

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Eine Stunde ging es damit durch die Stadt. Großartig.

Abends trafen wir 100 Meter von unserer Casa Particular entfernt Geocacher aus Deutschland und Kuba. Das war kein Zufall, denn wir hatten zum Event am Denkmal von Antonio Maceo eingeladen. Na ja, wir waren dann doch nur zu siebent, wobei immerhin ein Cacher aus Kuba war. Wenn man bedenkt, dass GPS-Geräte in Kuba verboten sind und Internet extrem teuer ist, dann ist es schon cool,  dass es überhaupt Geocacher in Kuba gibt.

Frank, der kubanische Cacher erzählte, dass er von 20 CUC im Monat lebt. Juan, der Taxifahrer vom ersten Tag, erzählte uns, dass er als Ingenieur für Maschinenbau in einem Staatsunternehmen 80 CUC im Monat verdient. Wir haben in Havanna Preise für eine Pizza von 15 CUC gesehen. Eine Stunde Internet kostete uns 7 CUC, fast die Hälfte des Monatsbudgets, das Student Frank zum Leben hat. Mir kommt Monkey Island in den Sinn. Die Insel ist verrückt.

Im nächsten Bericht geht sie los unsere Fahrradtour durch Kuba. Wir starten mit einer Fährfahrt.

<– einen Tag zurück

 

Ein Tag in Havanna

Landung in Havanna. Warme Luft schlug uns entgegen. Die Einreisemodalitäten waren kein Problem. Viel Personal in schmucken Uniformen fertigte uns ab. Zwei unserer vier kleinen Fahrradgepäcktaschen haben uns als Handgepäck begleitet. Die anderen zwei drehten auf dem Gepäckband schon ihre Runden. Wo können wir unsere Fahrräder bekommen? Susanne fragt an der Gepäckausgabe. Dort zeigte man nur weiter nach hinten in die Halle. Mitten in der Halle standen sie, unsere zwei Fahrradtaschen.

Unsere erste Unterkunft in der „Casa de Mary“ hatten wir für 52 Euro (plus zwei Euro Verwaltungsgebühr) für zwei Nächte von zu Hause aus schon gebucht. Gleichzeitig haben wir auch ein Taxi bestellt. Tatsächlich, da steht ein Mann der ein Schild mit unserem Namen hochhält. Er begrüßt uns und bringt uns zu einem Geldwechselbüro. Geduldig wartet er, während wir unsere ersten CUC erwerben. Dann bringt er uns zu einem klapprigen Lada. Die Taschen mit unseren Rädern laden wir lieber selber ein. Es wird extrem eng in dem Lada. Dann geht sie los unsere erste Fahrt in das nächtliche Havanna. Die Straßen sind hell beleuchtet.

Die ersten zwei Tage schauten wir uns Havanna zu Fuß, ohne Fahrrad an.

Nach dem guten Frühstück schauten wir aus dem Fenster. Wenn man genau hinschaut (Klick auf Bild macht es größer) so sind beinahe alle Häuser extrem renovierungsbedürftig.

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Heute wollten wir zu Fuß Havanna erkunden. Es ging am Malecon entlang zum alten Zentrum. Selbst am frühen Vormittag hört man überall Musik.

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Von Freunden haben wir ein Maskottchen geschenkt bekommen. Es ist ein Deichbiber und der wollte gerne auf einer Kanonenkugel reiten.

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Kanonen sind übrigens was ganz Wichtiges. Sie werden überall im Straßenbau als Poller verwendet.

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Na das ist ja mal eine sinnvolle Nachnutzung für militärische Ausrüstung.
Auf einem wunderschönen Platz sahen wir gaaaaaaanz viele Bären aus Deutschland.

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Die Aktion heißt United Buddy Bears und wirbt für das gegenseitige Kennenlernen.
Und wenn wir irgendwann noch einmal 60 Minuten langsames Internet haben, berichten wir mehr über die ersten zwei Tage in Havanna.

NordTour 2014 – Tag 8 – Plötzlich sind sie ganz nah, die Kriege der Welt

An diesem Sonntag standen wir früh auf. Wir duschten. Wer hätte gestern im Zelt am See gedacht, dass wir heute früh zu einer heißen Dusche kommen würden. Hassan hatte auf seiner Matratze im Flur direkt vor unserer Zimmertür geschlafen. Er wurde wach und sprang sofort auf. Er wollte uns unbedingt ein Frühstück organisieren. Wir lehnten ab. Wir erklärten ihm, dass wir nun genug Gastfreundschaft erfahren haben und dass wir nun weiter radeln wollten. Wir versuchten, ihm ein paar Kronen zu geben. Hätten wir gestern eine Pension mit einem freien Zimmer gefunden, so hätten wir dort ja auch bezahlt. Keine Chance. Hassan verweigerte die Annahme von Geld. Schließlich wussten wir uns nur so zu helfen, dass wir ein paar Geldscheine auf den Tisch legten und Hassan sagten, dass dieses Geld ausschließlich für die zwei kleinen syrischen Kinder wäre. Das ließ er unkommentiert zu.

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Dann verabschiedeten wir uns von Hassan und fragten ihn, ob wir ein Foto von ihm machen könnten. Er nickte und verschwand im Haus. Er war doch etwas eitel. Wir mussten mehrere Minuten warten, bevor er gewaschen und mit neuem Shirt wieder heraus kam. Wir schmunzelten, bedankten uns herzlich bei ihm und wünschten ihm alles Gute auf seinem weiteren Lebensweg.

Auf einer so langen Radtour hängt man auch viel seinen eigenen Gedanken nach. Hier hatten wir wieder neuen Stoff.

Die Schweden schreiben gelegentlich recht wenige Informationen auf ihre Schilder. Das macht auch Sinn, denn es gibt oft nicht mehr zu berichten. Die nächste Stadt ist nun mal so weit weg.

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Da der Wind es gut mit uns meinte, rollte es ganz passabel. So haben wir unser Tagesziel Östersund erreicht.

Ach ja, auf der heutigen Etappe schafften wir bei N 62 35.967 E 014 25.116 die 1.000 km- Marke.

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Mal schauen, wie es weiter geht.

Statistik:
Tageskilometer: 156
Gesamtkilometer: 1.081
Höhenmeter: 1.028
Gesamthöhenmeter: 7.740
Standort N 63° 09.551 E 014° 40.319
Spendenstand 132 Cent je Kilometer (neue Spender: Angela und Stephan Franke 6 Cent – Danke)
Infos unter: http://www.jedes-jahr-ein-treffer.de

nächster Tag – weiter nach Norden

NordTour 2014 – Tag 3 – Vätternrundan und ein Trabant

Die Vätternrundan mit 300 Kilometern  ist die größte Amateurfahrradtour der Welt. Sie wurde 1966 zum ersten Mal mit nur 344 Teilnehmern ausgetragen. Am Wochenende vor dem Mittsommernachtsfest nehmen jedes Jahr tausende Radfahrer die Herausforderung an, den sechstgrößten See Europas, den Vätternsee, zu umrunden. 2013 waren es ca. 20.000 Radfahrverrückte. Das Rennen startet und endet in Motola. Motola, eine Stadt mit ca. 30.000 Einwohnern verdreifacht seine Größe während des Radrennwochenendes. Da Motola am Ostufer des Vättern liegt, werden wir es nicht durchradeln.

In Jönköping erreichten wir den Vätternsee.

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2014 wollte man auch in Deutschland eine vergleichbare Tour anbieten. Die „MECKLENBURGER SEEN RUNDE“ über 300 Kilometer fand am 23. und 24. Mai 2014 das erste Mal statt.

Unser Ziel ist dieses Jahr nicht die Umrundung des Vättern und auch nicht die Mecklenburger Seen Runde. Wir setzten Kurs Nordost in Richtung Vänernsee. Heute merkten wir erstmals das Profil. Es ging immer mal wieder gern 50, 60 Höhenmeter hoch und runter. Bei Lichtschutzfaktor 50- Wetter war das nicht zu verachten.

Ach ja, die DDR haben wir auch wiedergefunden.

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Eine ungarische Familie betreibt vor Mullsjö einen Imbiss. Den Trabi haben sie in Stralsund gekauft und sich dann auf das Dach gesetzt.

Den Tag beschließen wir im Hotel Quality Inn Prisma in Skövde in der Provinz Västergötland. Wir werden jetzt regenerieren und morgen überqueren wir den Götakanal und erreichen Värmland.

Statistik:
Tageskilometer: 140
Gesamtkilometer: 410
Tageshöhenmeter: 1.050
Gesamthöhenmeter: 2.823
Standort N 58° 23.280 E 013° 51.455
Spendenstand: 118 Cent je Kilometer

nächster Tag – weiter nach Norden!