Ist unser System „Autobahn“ noch ok?

Innerhalb weniger Tage hatten wir in gemütlicher Runde jeweils ein gleiches trauriges Thema.

Am 5. September berichtete eine Nachbarin, dass gerade zwei freiwillige Feuerwehrleute auf der A2 zwischen Brandenburg und Netzen unter ihrem umstürzenden Feuerwehrfahrzeug getötet wurden. Ein LKW raste auf das Feuerwehrauto.

Unser „System Autobahn“ kostet Menschenleben. Es ist richtig und gut, dass heute weniger Menschen im Straßenverkehr sterben, als noch vor 10 Jahren. Die Autos sind inzwischen besser konstruiert. Man stirbt nicht mehr so leicht.

Trotzdem ist jeder einzelne Todesfall einer zu viel. Akzeptieren wir das? Ich glaube, ja. Eine Einflussgröße wäre ein generelles Tempolimit. Es muss ja nicht bei 130 km/h liegen, auch 160 oder 180 km/h wären eine Maßnahme.

Am 12. September saß ich mit Kollegen in Bielefeld zusammen. Einer von ihnen berichtete von einem Massenunfall bei Oelde, ebenfalls auf der A2. Es starben zwei Menschen.

Ist unser System „Autobahn“ noch ok? Darf man im Land der „Freien Fahrt für freie Bürger“ so eine Frage stellen?

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Bitte bleibt neugierig.

4 Kommentare zu „Ist unser System „Autobahn“ noch ok?“

  1. Man sollte und muss – da stimme ich meinem Vorredner zu – eindeutig die Frage stellen, warum (verdammt nochmal!) wir uns noch eine Autobahn ohne generelles Tempolimit leisten. Nicht nur der Sicherheit und Ökologie wegen.

    Sondern auch aus einem ganz konkreten ökonomischen Aspekt heraus, der kaum etwas mit Spritverbrauch durch hohe Geschwindigkeit zu tun hat. Das alleinige Recht, so schnell zu fahren wie man will, diese „freie Fahrt für freie Bürger“-Attitüde, schafft eine Art von Autofahrer, der egoistisch fährt und auf ausgelasteten Autobahnen toxisch für die Aufrechterhaltung des Verkehrsflusses ist. Wo man durch Schnellfahren wenig Zeit gewinnt, verlieren alle anderen durch egoistisches Fahren in Einfädel- oder anderweitig auf Rücksichtnahme und Vernunft zurückgreifenden Verkehrssituationen gewaltig Zeit. Oft genug (aber immer noch viel zu selten) auch der stauauslösende Egoist selbst.

    Ich fahre (im Moment noch) täglich zweimal 86km, den größten Teil davon auf den vielbefahrenen süddeutschen Autobahnen Acht und Fünf. Tempo 130 generell in Deutschland würde glaube ich vielen, vielen Pendlern entgegenkommen – müsste aber MASSIV kontrolliert werden, da Geschwindigkeitsübertretungen und Abstandsmangel auf Deutschen Autobahnen als Kavaliersdelikte gehandelt werden, bei deren Erwischen den meisten Leuten das Erwischtwerden und nicht das Vergehen unangenehm ist. auch diese Attitüde müsste sich verändern. Dafür wären dem Massenverkehr angemessenere Regeln, massive Kontrolle des Einhaltens der Regeln, saftige Strafen und eine breite gesellschaftliche Diskussion nötig.

    Beim Lesen Deines Beitrages dachte ich: „Ein Glück! Ich bin doch nicht allein mit meiner Interpretation des Problems!“

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    1. Ich bin überzeugt, dass sich Konzepte und, wie formulierst du so schön, Attitüden ändern werden. Die Frage ist nur, wie lange benötigt unsere Besitzstandsgesellschaft dafür. Herzlichen Dank für den ausführlichen Kommentar und Grüße.

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      1. Ich bin gespannt, wie lange es dauern wird.

        Hier in Baden-Württemberg wird derzeit eine „neue Fahrkultur“ ausgerufen. Vorausschauend, regelkonform, Abstand … jeweils mit einem knackigen Satz dazu. „Ich fahre regelkonform, damit mich keiner anschwärzen kann.“ Das finde ich gut. Wird aber zu wenig beachtet. Vielleicht ist es halt nur eine Frage der Zeit …

        Eine gewisse Ungeduld ist da bei mir schon da. Auch eine gewisse Genervtheit, wenn man mir das Argument entgegenschleudert: „Und all die Vertreter, die dann nur noch halb so viele Termine erledigen können…“ Als ob die Dauer der mit dem Auto zurückgelegten Wege von (verhältnismäßig schnellen) Transfers auf freien Autobahnen dominiert würde – eigentlich dominieren Stau- und Wartezeiten sowie die recht langsamen Transfers von und zu schnell befahrbaren, freien Strecken die Reisezeit. Aber das will niemand sehen.

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  2. Ales jemand der beruflich jeden Tag in so einer Blechkarre sitzt…

    Ja man darf oder um es genau zu sagen, man sollte nicht nur, man muß ! Ein Tempolimit macht nicht nur der Sicherheit wegen Sinn, sondern schon unter ökologischen & wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Denn der reelle Zeitvorteil vom Schnellfahren ist zu maginal im direkten Verhältniss zur Umweltsauererei und Spritverbrauch.

    Mir fallen zu dem Thema viele Dinge ein, die man besser machen könnte. Und wissen tue ich einiges, warum es nicht so passieren wird. Ich sage nur Autoindustrieland BRD.

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